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 "PURUS Astromechanik" Uhrwerknachführung

Erfahrung mit und Verbesserungsvorschlag für die "PURUS Astromechanik" Uhrwerknachführung

Christoph Petermann, GvA Kiel

Mein Interesse an der Astrophotographie ist schon alt. Die ersten Photos habe ich mit einer alten Boxkamera Filmformat 6*9cm gemacht. Das ist nun schon 25 Jahre oder mehr Geschichte. Ich wollte immer gerne mal nachgeführte Fotos machen, und als eine Freundin sich mal ein Newton Teleskop - Quelle - kaufte, so probierte ich die Photographie mit meiner alten Praktika aus, huckepack aufgeschraubt auf das Teleskop. Es war -20 Grad und mein bestes Bild damit war das von Hand nachgeführte vom Kometen Halley. Irgendwann danach war die Freundin weg und mit Ihr das Teleskop ...

Eine komplette Montierung kaufen, das wollte ich erst einmal nicht. So etwas kostet ja auch eine Stange Geld. Da wurde gerade im Winter 1995/1996 die PURUS Uhrwerknachführung für einen Sonderpreis angeboten aus der Konkursmasse der Herstellerfirma. Inzwischen wird diese für einen deutlich höheren Preis wieder angeboten. Die habe ich mir schicken lassen und auf mein Manfrotto Fotostativ geschraubt. Alles aus Aluminium und sehr schwingungsarm - dachte ich. Wenn man nur zwei der drei Teleskopelemente der Stativbeine herauszieht und einen Jutebeutel mit Gewichten - Steine eignen sich gut - an die Feststellschrauben zwischen die Stativbeine hängt, dann macht das einen ordentlichen Eindruck.

Als Kameras verwende ich entweder die KIEV19 - eine vollmechanische Kamera mit NIKON Bajonett - oder die NIKON F90 - eine vollelektrische Kamera - mit dem automatischen Timer am Fernauslöser. Ich verwende bisher folgende Objektive: f1.8/50mm, f2.8/135mm und f4/200mm (Tokina). Gut ausbalanciert trägt die PURUS Uhr jede Kombination aus Kamera und Objektiv. Die KIEV19 ist genauso schwer wie die F90.

Der erste klare Abend nach dem Kauf der Nachführung war jene sagenumwobene Nacht des Kometen Hyakutake Ende März 1996. Mit der mechanischen KIEV19 allerdings kann das Hantieren am mechanischen Auslöser das beste Bild verderben. Dazu weiter unten mehr. Also die Bilder vom Hyakutake waren der Hit. Von 15 in jener Nacht gemachten Aufnahmen hatte ich nur eine verwackelte. Alle Bilder hatte ich mit dem f1.8/50mm gemacht bei verschiedenen Blendenöffnungen und Belichtungszeiten zwischen 30 sek und 3 Minuten auf einem 400ASA Fuji Diafilm. Im Herbst 95 bin ich dann des öfteren raus und habe auch die anderen Kamera und Objektivkombinationen probiert. Mit dem f4/200 ist mir keine gute Aufnahme gelungen und die Aufnahmen mit dem f2.8/135 sind gerade an der Grenze des Guten. Ach so: die Polausrichtung mit dem mitgelieferten „Plastikrohr" ist ein Witz. Das Ding war dazu noch völlig falsch zusammengeschraubt.

So habe ich erst einmal das System analysiert und zwei Schwachpunkte festgestellt: Das Kunststofflager in der Uhr reibt eventuell zu stark durch das Gewicht der Kamera und die Vebindung zwischen Uhrwerk und Stativ ist viel zu schwingungsfreudig. Das Problem habe ich einem Bekannten vorgetragen und gemeinsam haben wir ein U-förmiges Blech von ca. 30 cm Länge gebogen, wobei die Uhr genau eingepaßt wird. Die 8 mm Drehachse wurde mit einer Hülse verlängert. Diese Hülse führt durch ein Kugellager, das in einem Blech befestigt ist, welches das o.g. U-Blech abschließt. Am Ende der Hülse ist wiederum eine 8 mm Achse eingesetzt, um die restliche Mechanik weiter verwenden zu können. Unter dem U-Blech wurde noch eine Halterung angebracht, um das Gerät wieder auf das Stativ setzen zu können. Alle Bleche sind 2 mm V2A Stahl. Das Gesamtgewicht hat sich natürlich deutlich erhöht. Wir haben keine Zeichnung von der Erweiterung erstellt. Die Lösung „lag auf der Hand" und wir haben die Bleche verwendet, wie wir Sie gerade hatten. Wichtig war nur, das Gewicht der Kamera mit einem Kugellager abzufangen und eine stabile Verbindung zum Stativ zu schaffen.
Polausrichtung

Dazu habe ich mir bei einem Bekannten - ein Optiker - zwei Linsen passend für den "Witz"- Polsucher aus alten Brillengläsern schleifen lassen. Das Teil ist jetzt an sich schon Klasse. Nach dem in der Literatur als "Taumelmethode" bezeichneten Vorgang habe ich den Polsucher justiert. Natürlich ist auch der Originalpolsucher brauchbar. Man sollte allerdings die integrierte Blende - aus Pappe - entfernen, man gewinnt mehr Licht, was bei schwierigen Verhältnissen sicherlich von Vorteil ist. Das nebenstehende Bild zeigt in etwa die Position des Polarsterns im Blickfeld und in Relation zum Fadenkreuz und zum „Deichselstern" des Großen Wagens Eta - Ursae Majoris.

Dann habe ich im Februar erstmals Photos mit der verbesserten Mechanik machen können. Der Ausschuß an verwackelten Bildern konnte sehr deutlich reduziert werden. Von ca 60 Bildern, die ich mit meinen Objektiven vom Kometen Hale-Bopp gemacht habe sind 4 als unbrauchbar einzustufen. Erstaunlich ist eine Aufnahme von den Plejaden mit dem f4/200, die mit einer 12 minütigen Belichtung nur Ansätze einer Fehljustierung zeigt.

Es hat sich gezeigt, daß es unsinnig ist, die alte Mechanik um dem Kamerahalter und das Ausgleichsgewicht wieder zu benutzen. Die 8 mm Achsen sind natürlich zu dünn und die Klemmschrauben rutschen durch. Die Kamera muß in jeder Position neu ausbalanciert werden, sonst erhält man schnell elegante Sternspuraufnahmen, weil die Uhr anhält durch das entgegen der Drehrichtung wirkende Gewicht. Ob Sie auch zu schnell läuft, wenn das Gewicht zu stark in die Drehrichtung mitzieht, habe ich noch nicht ermittelt.

Was kann der Anwender dieser Uhr erwarten? Nun denn für erste Gehversuche und für sporadische astrophotographische Tätigkeiten ist dieses Gerät durchaus brauchbar. In der Tabelle habe ich die Erfahrung aus etwa 250 Aufnahmen zusammengefaßt.
Objektivbrennweite: 50mm 135mm 200mm
Gute Aufnahmen 15min 6min 2min
Erst in der Projektion des Dias sind leichte Nachführungsfehler sichtbar - Fehler durch Astigmatismus überwiegen besonders an den Rändern.

Wenn für eine neue Aufnahme an der Kamera hantiert werden muß, was natürlich der Fall ist, wenn man nicht immer nur ein Sternfeld fotographieren möchte, dann sollte man dem Uhrwerk unbedingt mindestens ein bis zwei Minuten Zeit lassen. Damit kann sich das Getriebe wieder „setzen". Erst dann sollte man ein neues Bild auslösen. Auch hier ist die „Hut-Ab-Methode" dringend anzuraten: Objektiv zuhalten mit einer dunklen Pappe (oder einem Hut), ohne dieses zu berühren. Dann den Auslöser betätigen und feststellen. Dann erst einmal tief Luft holen und langsam bis zehn zählen und DANN erst die dunkle Pappe (oder den Hut) von der Objektivöffnung wegnehmen. Den Erfolg hat man dann zumindest auf seiner Seite ...

Mit dieser Nachführung verwende ich die NIKON F90 und den elektrischen Auslöser MC20, der Langzeitbelichtungen bis 10 Stunden ermöglicht. Der Auslöser benötigt nur noch einen leichten Startdruck. Für die vollmechanische KIEV19 benutze ich meinen Drahtauslöser mit Feststellschraube. Inclusive Abdecken des Objektivs beim Auslösen UND Schließen der Belichtung fehlt mir permanent eine dritte Hand.

Fazit: Mit dieser Uhrwerksnachführung, wie Sie von Astromechanik gebaut wird, lassen sich durchaus ansprechende Erfolge erzielen. Eine zusätzlich angebrachte Halterung mit einem Kugellager zur Unterstützung der Stundenachse bringt einen deutlichen Stabilitätsgewinn, der sich in einer deutlich höheren Ausbeute an gelungenen Bildern niederschlägt..

Eine gute Montierung ersetzt dieses Uhrwerk jedoch nicht, das sei hier ausdrücklich gesagt.
 Text and All Images are Copyright by Christoph Petermann DF9CY

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